Die radikale Prostatektomie
Warum die Prostata Operation (auch bekannt als radikale Prostatektomie, operative Entfernung, Roboter OP, Schlüsselloch OP oder Da Vinci OP) den Prostatakrebs nicht „heilen“ kann.
Oft wird behauptet, daß bei Prostatakrebs die chirurgische Entferung der Prostata – die radikale Prostatektomie (auch bezeichnet als Prostata Operation, Prostata entfernung oder Da Vinci OP) – die einzige „sichere“ Behandlungsmethode sei. Da der Krebs in der Prostata sitzt würde er, zusammen mit der Prostata, komplett aus dem Körper entfernt. Prostata weg, Krebs weg.
Auf den ersten Blick einleuchtend, aber falsch.
Denn auch nach der Entferung der Prostata kann der Krebs wiederkommen, genau dort wo die Prostata entfernt wurde. Radikal mit oder ohne da Vinci Roboter. Man spricht von einem Lokalrezidiv.
Lokalrezidive nach Prostatektomie
Kein Widerspruch sondern ganz normal
Neben biochemischen Rezidiven und Metastasen welche traditionell auf den „verpassten Zeitpunkt“ vor der Streuung geschoben werden, gibt es auch die sogenannten Lokalrezidive. Und diese Lokalrezidive treten nach der Prostataoperation häufig auf. Nach der Entfernung eines relativ ungefährlichen Prostatakarzinom wächst der Krebs innerhalb von 5 Jahren in 2 – 17% aller operierten Männer nach, bei gefährlichen Karzinomen in 10 bis 60% aller Fälle (für genaue Angaben und einen Selbsttest siehe: Han Tables, Johns Hopkins University). Und das, wenn der Krebs noch auf die Prostata beschränkt ist, der Chirurg also den „gesamten“ Krebs zusammen mit der Prostata entfernt hat (man spricht auch von „negativen Schnitträndern“).
Prostatakrebs ist wie jeder Krebs immer systemisch
im ganzen Körper verteilt – nie nur lokal
Spätestens seit der Verfügbarkeit der sogenanten „liquid biopsy“ weiß man, daß die alte Vorstellung von Krebs als einem lokalen Geschwür falsch ist. Krebszellen und deren Sekret und Exosome sind immer im ganzen Körper verteilt – und deshalb auch im Blut nachzuweisen, eben als „liquid biopsy“ durch die Entnahme und Analyse von Blut oder anderen Körperflüssigkeiten. Einzelne Krebszellen sind deshalb auch um die Prostata herum im Bindegewebe eingelagert. Normalerweise werden diese Krebszellen vom Immunsystem in Schach (schlafender Zustand) gehalten oder abgetötet. Wenn die Immunabwehr versagt, können aus diesen einzelen Krebszellen Rezidive oder Metastasen heranwachsen, kleine lokale Krebsgeschwüre. Erst wenn diese Wucherungen aus Millionen von Zellen bestehen, also makroskopische Größen von zumindest wenigen millimetern erreichen und Anschluß an den Blutkreislauf gefunden haben können diese mittels MRT oder PET nachgewiesen werden.
Lokale Therapien wie
die Prostatektomie
verringern die Tumormasse
heilen kann nur das Immunsystem
Da Ärzte die einzelnen im Körper verstreuten Krebszellen bisher weder auffinden noch zuverlässig zerstören können, können Ärzte Krebspatienten nicht heilen. Die Behandlung von Krebs beschränkt sich auf eine Verringerung der Tumormasse – „tumour mass reduction“ – ein wichtiges Therapiekonzept, dass es dem Immunsystem erleichtert, die restlichen im Körper verbliebenen Tumorzellen zu attackieren. Die Art der Behandlung verliert damit an Bedeutung: Ob radikale oder nervenschonende Operation mit oder ohne da Vinci Roboter, Strahlentherapie, HiFU oder Irreversible Elektroporation, ist nebensächlich, was zählt ist die Reduktion der Tumormasse. Umso mehr rückt in den Vordergrund diese zu minimieren und die Möglichkeit für Folgetherapien offen zu halten. Dies ist der Grund, warum wir aktuell hauptsächlich die Irreversible Elektroporation (IRE) einsetzen. Sie ist die erste Therapie, welche eine Gewebeselektivität aufweist aber wiederholbar ist und keine Folgetherapien blockiert.
„Radikale“ Prostatektomie
so unsinnig wie Halsteds radikale Brustoperationen
Ende des 19ten Jahrhunderts versuchte der US-amerikanische Chirurg Halsted durch zunehmend radikalere Operationen Frauen von Brustkrebs zu heilen; dabei entfernte er nicht nur die Brust, sondern zuletzt auch größere Teile des Brustkorbes und der Schultern der betroffenen Frauen. Ohne Erfolg. Heute wird meist nur der Tumor aus der Brust entfernt (ggf. in Kombination mit einer Chemo- oder Strahlentherapie), die Brust bleibt erhalten. Und die betroffenen Frauen leben länger. Ähnlich verlief die Geschichte der prophylaktischen Entfernung sämtlicher Lymphknoten bei Brustkrebs. Auch diese wurde glücklicherweise abgeschafft und Lymphknoten werden, wenn überhaupt, nur nach wissenschaftlich belegten Richtlinien selektiv entfernt.
Diese tragischen Erfahrungen werden bei der Behandlung von Prostatakrebs weiterhin ignoriert. Männer mit Prostatakrebs werden immer noch verstümmelt, 70% werden impotent, 10 bis 50% inkontinent – die meisten ohne wesentlichen Überlebensvorteil: Operierte und nicht-operierte Männer leben in vielen Fällen gleich lang.
Dieser Fakt bildet die Grundlage für die fokale Therapie aber auch den Hintergrund für die Watchful Waiting und Active Surveillance Empfehlung einiger Subgruppen, welche jedoch oft dem Patienten nicht ausreichend aufgezeigt wird.
In der VITUS PRIVATKLINIK informieren wir Sie umfassend über alle Behandlungsmöglichkeiten bei Prostatakrebs und klären Sie auch über mögliche Alternativen auf.
Nehmen Sie Kontakt mit uns auf. Wir beraten Sie gerne.
Fazit für Männer mit Prostatakrebs:
- Die operative Entfernung der Prostata garantiert keine Heilung. Ob eine Heilung eintritt oder der Krebs wiederkommt, hängt von der Tumorbiologie ab und damit ob das Immunsystem die im Körper verstreuten Krebszellen in Schach hält oder abtötet.
- Die Verringerung der Tumormasse im Körper wirkt sich positiv auf das Überleben aus, da es das Immunsystem bei der Bekämpfung des Krebs unterstützt.
- Radikale Behandlungsstrategien haben sich in der Geschichte der Medizin als Sackgasse erwiesen: Sie sind, bis auf wenige Ausnahmen, nicht besser als die schonenderen fokalen Therapien.
- Insbesondere sind Folgetherapien nach einer radikalen Behandlungsstrategie nur noch sehr eingeschränkt möglich und meist dann mit noch massiveren Auswirkungen auf die Lebensqualität verbunden.
- Immunotherapien spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der gezielten und nebenwirkungsarmen Therapie von Krebserkrankungen; viele Patienten können schon heute davon profitieren.